Datum

06. Januar 2023
Vorbei!

Uhrzeit

20:00

gamut inc „R.U.R. – ROSSUMS UNIVERSAL ROBOTS“ (Roboteroper)

06. Januar 2023 um 20 h
Tickets gibt es hier

https://www1.wdr.de/fernsehen/west-art/sendungen/rur-gamut-inc-100.html

In Zusammenarbeit mit dem RIAS Kammerchor entstand 2022 die erste Oper des Berliner Ensembles gamut inc. 101 Jahre nach der Uraufführung von Karel Čapeks „Rossum ́s Universal Robots“ – kurz R.U.R. – im Jahr 1921, brachten sie mit einem Libretto von Frank Witzel eine aktualisierte Fassung auf die Bühne. Čapeks Bruder schuf für das Stück das Wort „Roboter“. Asimov nannte R.U.R. das „schlechteste wichtige Stück seiner Zeit“. Es gilt als Blaupause für etliche Science-Fiction des 20. Jahrhunderts und reflektiert auch heute noch aktuelle Themen wie ökonomische und ökologische Katastrophen sowie menschliche Hybris. Im Januar 2023 kommen gamut inc für eine Wiederaufnahme des Stücks nach Köln.

In Karel Čapeks Version werden die Roboter in dem Stück von einer Handvoll Wissenschaftler auf einer Insel entwickelt und in rauen Mengen auf der ganzen Welt verkauft. Sie sind organische menschenähnliche Wesen, also keine mechanischen Apparate. Über die Zeit entwickelt sich ihr „DNA“ Code, sodass sie auf die Kontrolle der Menschen keine Lust mehr haben. Es kommt zum Roboteraufstand. In einem fulminanten Übergriff übernehmen sie die Kontrolle auf der Insel, und hernach über den gesamten Planeten. Infolge wird die gesamte Menschheit kurzerhand ausgerottet. Den Robotern fehlt nun allerdings die wesentliche Formel zu ihrer eigenen Erzeugung, denn diese wurde von Helena, der Frau des Unternehmensleiters von R.U.R. verbrannt. Zum Glück allerdings blieb auf der Insel ein einziger Mensch am Leben, der die Formel nun reproduzieren soll. Dabei handelt es sich um Alquist, der aber leider kein Naturwissenschaft. Frank Witzel entwickelt ein Libretto nach Motiven von Karel Čapeks Urversion.

GAMUT INC / Marion Wörle, Maciej Śledziecki:
Kompositionen für den RIAS Kammerchor, Gesangsarrangements für Sopran und Countertenor, Elektronik, Konzept, Inszenierung und Licht
FRANK WITZEL: Libretto nach Motiven von Karel Čapek

RIAS KAMMERCHOR / als Videoprojektion: Chor der Menschen/Chor der Roboter
RALF SOCHACZEWSKY: Dirigent RIAS Kammerchor
GINA MAY WALTER: Sopran
GEORG A. BOCHOW: Countertenor
RUBEN RENIERS: Tanz, Choreografie
PATRIC SCHOTT: Schauspiel

NINA RHODE: Automatisierte Scheiben, Bühne
CLARA FRANKE, CARLA SZERBINSKI: Kostüm
MARTIN RINK: Maske
OLIVIA OYAMA: Klangregie Berlin
ROBERT NACKEN: Klangregie Köln

MARION WÖRLE: Grafikdesign, Artwork
SARAH ROSENAU: Pressearbeit Berlin
NICOLA OBERLINGER: Pressearbeit Köln
ANNE LUFT, ANJA SIMON, ROBERT STAFFL, EIKE SCHWEIGHARDT: Filmaufnahmen & Dokumentation
CHRISTOPH VOY: Fotodokumentation
BARBARA KÖNIG: Fotos RIAS Kammerchor

FLORIAN SCHMIDT: Audio-Produktion RIAS Kammerchor
BERNHARD HESS: Chordirektor
CHRISTIANE WÜNSCH: Produktionsleiterin RIAS Kammerchor
PHILIP GANN (2021), DORTE BECKER (2022): Produktionsleitung

REVIEWS

Das Ensemble gamut inc um die Computermusikerin Marion Wörle und den Komponisten Maciej Śledziecki hat das Stück wiederentdeckt und als grandiose retro-futuristische Oper auf die Bühne gebracht.
WDR Westart

“Dass die beiden künstlichen Wesen über die Fähigkeit des Gesangs verfügen, während der Mensch sich lediglich der gesprochenen Sprache bedienen kann, ist eine Voraussetzung dafür, dass die verbalen Diskurse sich auf sehr unterschiedlichen Reflektionsebenen entfalten: Während Schott seinen Text meist sehr nüchtern deklamiert, werden die emotionalen Aspekte des Geschehens in den Singstimmen abgebildet. Als besonders glücklich erweist sich dabei die Entscheidung, mit Sopran und Countertenor zwei Stimmlagen zu verwenden, die sich denkbar wenig voneinander absetzen: Nicht nur die Ähnlichkeit der Stimmen trägt viel zur besonderen Gewichtung einer einheitlichen Roboter-Identität bei; unterstrichen wird dies darüber hinaus noch durch die ungemein geschmeidige Art, wie Walter und Bochow jeweils mit ihren Parts umgehen und sie dabei zu zwei Facetten einer übergreifenden Sache machen. Musikalisch vertieft wird das Bühnengeschehen durch zwei kontrastierende musikalische Elemente: So entfalten sich die Stimmen einmal vor dem Hintergrund sich wandelnder elektronischer Klänge, die, von Gamut Incs Musikmaschinenrepertoire produziert, bereits beim Betreten des Zuschauerraums präsent sind. Alternierend hierzu werden immer wieder Zuspielungen des RIAS-Kammerchors eingesetzt, um alternative Wahrnehmungsräume zu gestalten. Dass die choralen Klangfelder auf denselben Kompositionsverfahren basieren, die auch die Erscheinungsweise der elektronischen Teile prägen – meist Übereinanderschichtungen, Repetitionen oder isorhythmisch miteinander verschränkte Phrasen –, lässt beide Klanghintergründe aufeinander bezogen erscheinen, auch wenn die Stimmzuspielungen ganz anders wirken. Dies hängt damit zusammen, dass die im Sinne von Kommentaren oder Mahnungen fungierenden Choreinschübe als Entfaltung der beiden Roboter-Stimmen in den lebendigen, vokalen Klanginnenraum erfahrbar sind oder umgekehrt die beiden Soloparts sich wie eine Fokussierung des Sprachkollektiv in einen individuellen Stimmklang hinein ausnehmen. Unterstützt wird dies alles durch die schlüssige Bühnenrealisierung von Marion Wörle und Maciej Śledziecki: Ihr liegt die Arbeit mit stroboskopierenden Scheiben zugrunde, die von der Künstlerin Nina Rhode entworfen und für dieses Projekt zu einer Art mobilen Maschine geformt wurden. Zu Beginn noch hintereinander in der Bühnenmitte aufgestellt, werden sie im Verlauf der Aufführung verschoben und sorgen dadurch für unterschiedlichste Beleuchtungsverhältnisse, unter denen eine stahlblaue Farbgebung dominiert. Darüber hinaus werden jedoch immer wieder auch die Farben zugunsten kalten weißen Lichtes ausgesetzt, wodurch – ganz wesentlich bestimmt durch Projektionen wechselnder Ansichten der Chormitglieder auf die Bühnenrückwand – die Atmosphäre expressionistischen Stummfilmkinos heraufbeschworen wird. Insgesamt ist hier, trotz der für meinen Geschmack zu hohen Lautstärke, ein denkwürdiger Abend gelungen.”
nmz

“Auf der Rückwand werden sepiafarbene Bilder des RIAS Kammerchor projiziert. Der Gesang des Chores tritt dissonant in eine Symbiose mit solistischen Sopran- respektive Countertenordarbietungen der Robotermenschen Helena und Primus. Ein etwa einstündiger kurzweiliger Theaterabend, der den ewigen menschlichen Traum vom künstlichen Wesen in machtvoll oszillierende Neue Musik überführt. Die Dystopie über unsere Hybris und Roboter hallt so noch lange nach.” KULTURA extra

“Marion Wörle und Maciej Śledziecki zeigen an diesem Abend, dass sich Oper sehr wohl und zeitgemäß weiterentwickeln kann. Das Publikum im engbesetzten Saal der Comedia in Köln feiert zu Recht nicht nur die Darsteller, sondern auch ein Team, das mit vergleichsweise geringen Mitteln die Oper der Zukunft feiert.” O-Ton

“Die Oper R.U.R. – Rossum´s Universal Robots stellt verständlicherweise mehr Fragen, als sie selbst beantworten kann. In der Intensität des musikalischen Erlebens und der Eindringlichkeit der Bilderwelt entsteht ein emotionsgeladenes Ganzes, dass den Zuschauer in hohem Maße fordert. Ein lohnender Abend, der jeden Betrachter, der einen Zugang zu diesem intensiven Bühnengeschehen findet, in hohem Maße bereichert. Das erschöpft erscheinende Publikum der ausverkauften Kölner Premiere spendete am Ende der 60minütigen Aufführung reichlich Beifall. Eine Zuschauerin fasste die Eindrücke des Abends bei Verlassen des Saales einschränkend für sich zusammen: „Also, für Jeden war das hier heute Abend auch nicht das Richtige…“ Aber für Manche war es das schon!” Opernfreund

“Die Computermusik kommt von der Festplatte und ist insofern für Neuinterpretationen in der Zukunft nur begrenzt zugänglich. Aber der geniale Einfall zur Projektion wird dafür sorgen, dass die erste Opernproduktion von Gamut Inc mehr als zwei Mal eingeladen werden wird. Denn die beiden Musiker haben gemeinsam mit dem RIAS-Kammerchor unter der musikalischen Leitung von Ralf Sochaczewsky Chorstücke aufgenommen, die den Abend maßgeblich mitgestalten. Da beeindrucken die Filmaufnahmen von Anne Luft, Anja Simon und Robert Staffl ebenso wie die ausgewogene Akustik, für die Olivia Oyama und Robert Nacken in Zusammenarbeit mit Florian Schmidt beim Kammerchor sorgen.” O-Ton

Bild © Christoph Voy